Motivation von Mitarbeitern

Wir alle funktionieren nach den gleichen Motivationsprinzipien. Motivation wächst mit dem Bewusstsein der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns und der Möglichkeit, sich auf den Weg zur eigenen Meisterschaft zu machen. Unser Belohnungs­zentrum bedient die Befriedigung unserer vier psychischen Grundbedürfnisse Orientierung und Kontrolle, Selbstwerterhöhung, Bindung sowie Lustgewinn mit einem hormonellen Dopaminschub.
Für alle unserer derzeitigen Herausforderungen ist die Motivation unserer Mitarbeiter ein zentrales Thema. Sei es die Generation Y oder Z im demogra­phischen Wandel, die Bindung von Leistungsträgern, der Leistungserhalt und Know-How-Transfer von älteren Arbeitnehmern, Mitarbeiter in Veränderungen, das Verlassen der eigenen Komfortzone durch die digitale Transformation: Wir alle funktionieren nach den gleichen Motivationsprinzipien.

Die menschlichen Fähigkeiten haben sich im Laufe der Evolution so ausgeprägt, dass die Umwelt bestmöglich genutzt wurde und Fortpflanzung, Entwicklung, Überleben und Ausbreitung der eigenen Art möglich war. Im ersten Schritt ging es um die physischen Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst und Schlaf – die erste Schicht in der Maslow’schen Bedürfnispyramide. Auf der anderen Seite haben sich vier psychische Grundbedürfnisse herausgeformt: Orientierung und Kontrolle, Selbstwerterhöhung, Bindung und Genuss sowie Lustgewinn und Unlustvermeidung. Alle diese vier psychologischen Grundbedürfnisse sind eng miteinander verbunden und beeinflussen sich auch gegenseitig. Jedes stimuliert unterschiedliche Gehirnzellen und aktiviert eine andere Region im Gehirn:
Unser Belohnungszentrum bedient die Befriedigung unserer vier Grundbedürfnisse mit einem hormonellen Dopaminschub, z. B. wenn unser Handy surrt und eine interessante Nachricht wartet (Selbstwerterhöhung? »Ich bin wichtig …«). Werden diese vier Bedürfnisse über längere Zeit nicht erfüllt oder nicht gleichmäßig erfüllt, kann es sein, dass wir in destruktives Verhalten verfallen oder krank werden. Die vier Grundbedürfnisse steuern, wie wir mit unserer Umwelt interagieren. Jeder Mensch entwirft im Laufe seines Lebens individuelle und unbewusste Motivationsstrategien zur täglichen psychischen Bedürfnisbefriedigung. Dabei gibt es zwei unbewusste Strategien: (1) Aktives Einholen durch Anregung auf der Basis von positiven Erfahrungen und (2) Schutz der eigenen Bedürfnisse durch Vermeidung von potenziellen schlechten Erfahrungen. Erfahrungen in unserer frühen Kindheit steuern unser Verhalten im Erwachsenenalter.

 

Wie kann ich also als Führungskraft auf diese vier Grundbedürfnisse eingehen? Vier einfache Beispiele sollen die praktische Anwendung zeigen:

  1. Das Grundbedürfnis nach Orientierung und Kontrolle wird z. B. verletzt, wenn ein Mitarbeiter nicht weiß, was ihn an seinem Arbeitsplatz erwartet. Die daraus entstehende Unsicherheit erzeugt negativen Stress. Die Aufgabe der Führungskraft ist es, für emotionale Sicherheit zu sorgen.
  2. Ein Mitarbeiter wird für seinen Projekterfolg auf einer Abteilungsbesprechung gelobt, sein Selbstwertgefühl wird dadurch aufrechterhalten bzw. erhöht. Als Führungskraft kann ich also solche Gelegenheiten nutzen und bewusst schaffen.
  3. Besonders beim Einstieg in das Unternehmen oder in das Team sind Bezugspersonen für neue Mitarbeiter wichtig. Wie kann die Führungskraft sicherstellen, dass Bindung tatsächlich von Person zu Person erfolgt? Hier geht es darum, Brücken zu bauen und durch die richtigen Rituale das Kennenlernen und Ankommen zu unterstützen. Menschen haben ein hohes Bindungsbedürfnis. Das Bindungshormon Oxytocin wird z. B. nachweislich in Situationen ausgeschüttet, in denen Menschen positive Erfahrungen mit Vertrauen machen.
  4. Mitarbeiter, die besondere Freude an Teamarbeit haben, fühlen sich nicht nur durch die erreichten Arbeitsergebnisse motiviert, sondern auch durch Teamspirit, die Harmonie im Team und die Gemeinschaft. Als Führungskraft kann ich diesen Lustgewinn, der bei gemeinsamer Arbeit entsteht, fördern: Hier geht es darum, die richtigen Leute zu einem Team zusammenzubringen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die Spaß bei der Arbeit zulassen.

Quellen:
Drive – The Surprising Truth About What Motivates Us von Daniel H. Pink, Riverhead Books, New York, New York, 2009
Neuroleadership – A journey through the brain for business leaders von Argang Ghadiri, Andreas Habermacher, Theo Peters, Springer 2012