Kreativ im Team

Kreativ im Team

Das Weltwirtschaftsforum in Davos hat 2016 Kreativität als Top Zukunftskompetenz für Führungskräfte definiert. Doch wie können Manager und  Teams auf Abruf systematisch und auch über längere Zeiträume kreativ sein?
Roland A. Pfister gibt in seinem Buch “Creability – Gemeinsam kreativ: Innovative Methoden für die Ideenentwicklung in Teams“ bewährten als auch unbekannteren Methoden neuen Anschub.
Mit einer Methodeneinteilung in die Prozessschritte Aufwärmen, Entwickeln und Veredeln gibt das Creability-Prinzip aus unserer Sicht eine sehr gute Struktur systematisch kreativ zu sein.

Er benennt dazu 5 Prinzipien:

  • Das Problem verstehen – Verständnisprinzip
  • Gegebenes in Frage stellen – Verflüssigungsprinzip
  • Perspektive wechseln – Veränderungsprinzip
  • Vorhandenes nutzen – Verbindungsprinzip
  • Feedback und Verbessern – Veredelungsprinzip


Verständnisprinzip

Das Problemverständnis ist die spätere Basis für tatsächlich umsetzbare Lösungsideen. Gerade ztu Beginn gilt es, ausreichend Zeit in das Problemverständnis zu investieren, bevor Lösungsideen gesammelt werden. Erst wenn man etwas in mehr als einer Weise verstanden hat, begreift man es und kann basierend auf diesem Verständnis kreativ werden. Deshalb ist der erste Schritt in vielen Kreativitätsmethoden eine vertiefte, mehrperspektivische Problemanalyse bzw. Problem-beobachtung.
Was ist das wirkliche Problem hier? Woher kommt es? Für wen ist es ein Problem? Woran erkennt man, dass das Problem gelöst ist?

Verflüssigungsprinzip

Verflüssigen von starre Vorstellungen und  Annahmen im Team gelingt durch in Frage stellen von eigenen Grundannahmen und scheinbar vorgegebene Rahmenbedingungen. Flexibilität soll erstarrte Denkstrukturen wieder verflüssigen, z. B. durch Brainstorming, durch die Umkehrmethode, in der die Situation weiter verschlimmert statt verbessert wird, oder durch bewusstes in Frage stellen der eigenen tiefsten Überzeugung (z. B.: „Unser Kunde will immer möglichst schnell bedient werden“).
Wie kann man dieses Thema auch noch sehen? Was wäre eine andere Perspektive darauf? Wie würden wir das Problem in einem Jahr beurteilen?

Veränderungsprinzip

Albert Einstein hat dieses Prinzip bereits beschrieben: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen durch die sie entstanden sind.“  Es geht also darum, den eigenen Blickwinkel zu verändern, das Problem und die Lösung aus ganz anderen Perspektiven zu betrachten, z.B. aus Sicht eines Außenstehenden oder aus der Perspektive eines Kunden. Außerdem kann z.B. der Zeithorizont oder die Ebene der Lösungsfindung verändert werden, um kreatives Potenzial frei zu legen. Geschichten, Analogien und Metaphern helfen dabei, bewusst die Sichtweisen auf das Problem oder Thema zu verändern.
Wie könnten wir es anders machen als bisher? Was würde das Problem verschlimmern? Was würde das Problem zum Verschwinden bringen?

Verbindungsprinzip

Viele Innovationen sind durch schlaue Neukombination aus bereits bestehenden Ideen hervorgegangen, z.B. das iPhones. Informationen und Ideen müssen also neu zu kombiniert werden. Visualisierung und Clustern ist dazu eine bewährte Methode. Oft bringt dabei auch der Zufall das beste Ergebnis.
Wie lassen sich unsere verschiedenen Ideen clever kombinieren? Können wir verschiedene Ansätze integrieren? Lassen sich Extremvarianten verknüpfen?

Veredelungsprinzip

Veredelung von Ideen bedeutet weitere Verbesserung und Anpassung auf unterschiedliche Anwendungsbereiche. Gute Ideen können durch die Prüfung auf Schwachpunkte hin und durch Ausprobieren von verschiedenen Anwendungsszenarien oft noch weiter verbessert werden. Durch die unterschiedliche Darstellung der Idee können weitere Verbesserungspunkte identifiziert werden. Die Idee kann deshalb als Diagramm, als Skizze, als Comicgeschichte, oder als Metapher aufgezeichnet werden. Erzählen Sie verschiedenen Vertrauenspersonen von Ihrer Idee und achten Sie genau auf deren Reaktionen und Feedback. Prototyping ist z.B. eine konkrete Anwendung dieses Prinzipes.
Wie können wir unsere Lösung weiter verbessern? Wer kann unsere Idee überprüfen und dazu Feedback geben? Welche Details sollten wir noch weiter ausarbeiten?

Kreativität als dauerhafte Teamkompetenz

Jeder Mensch kann kreativ sein. Kreativität zum Lösen echter und alltäglicher Probleme funktioniert gut, wenn das Wissen verschiedener Menschen aktiviert wird. Es ist also essentiell, die Kommunikation in Gruppen so zu organisieren, dass gute Ideen dabei geboren werden. Roland A. Pfister unterteilt den Kreativitätsprozess dazu in die 3 Phasen Aktivieren, Entwickeln und Ausarbeiten.

I. Aktivieren
Oft ist es schwierig auf Kommando kreativ zu sein. Ein systematisches Umsteigen in einen Kreativmodus gelingt durch spielerisches Aufwärmen mit einfachen „Out oft the Box“ – Fragen.
Vor allem neue Probleme und Fragestellungen können meist nicht mit altbekannten Denkmustern beantwortet werden.

II. Entwickeln
Hier findet die eigentliche wertschöpfende Ideenproduktion statt. Achtung – zu schnell beenden Teams diese Phase nach der ersten Hand voll guten Ideen! Hier gilt es zu verweilen und sich nicht zu früh zufrieden zu geben. Gute Moderation (Link auf Moderationsseite) hilft hier offen und ohne Störungen weiter vorzustoßen.

III. Ausarbeiten
Diese Phase findet im Business Alltag fast nie statt. Hier geht es darum, die ausgewählten Ideen vom Rohdiamant zum Edelstein zu schleifen. Es gilt erste gute Ideen dem Test zu unterziehen und diese mit Hartnäckigkeit und Disziplin so lange herauszufordern und zu konfrontieren, bis mögliche Schwachpunkte herausgefunden und vielleicht sogar bearbeitet sind.

www.creability.ch
Eppler, Hoffmann, Pfister: Creability – Gemeinsam kreativ: Innovative Methoden für die Ideentwicklung in Teams, Schäfer Poeschel 2017

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