Organisationskompass

Der Organisationskompass

Beim Organisationskompass handelt es sich um ein dynamisches Modell, das sowohl auf Einzelpersonen als auch auf Teams und Organisationen angewendet werden kann: Die Einstiegsfrage ist immer die nach Sinn und Zweck. Das Zentrum ist also der Ausgangspunkt. Weiter geht es über Norden, Osten, Süden und Westen. Hier liegt die Frage nach dem Wie (Management) als absichtlich letzter Aspekt, um vorschnellen Aktionismus zu vermeiden.

Im Zentrum ⇒ Der Daseinszweck: Sind wir uns unserer Kernleidenschaft bewusst? Empfinden wir darüber hinaus noch einen höheren Sinn? Wie ist unsere Kernleidenschaft lebendig?

Im Norden ⇒ Die Führung: Ist sie mutig, geht sie neue Wege und setzt Veränderungen in Gang? Hat sie eine Vision von der Zukunft und kommuniziert sie diese? Inspiriert sie andere, ihr zu folgen? Schafft sie Bedingungen, in denen Menschen aufblühen können? Leitet sie die Entwicklung von Strategien an? Wird sie von Werten wie Wertschätzung, Ehrlichkeit, Einfachheit geleitet und verbreitet sie diese durch ihr Vorbild im Unternehmen? Im ursprünglichen Medizinrad steht der Norden für den Krieger und die Lebenskraft.

Im Osten ⇒ Das große Ziel / Die Vision: Wie ist die gemeinsame Ausrichtung – Was ist das nächste große Ziel? Wie ist es mit dem Daseinszweck und den Werten verbunden? Kommt das Ziel von innen und ist es wirklich gewollt? Wie ist das Bild, wenn alles vollbracht ist? Wie stark ist die Überzeugung, dieses Ziel zu erreichen? Im ursprünglichen Medizinrad steht der Osten für den Seher.

Im Süden ⇒ Die Gemeinschaft: Das Element ist komplementär zur Führung. Es geht um die Geführten. Wie sehr ist die Organisation tatsächlich eine starke Gemeinschaft? Sind alle Teil des Ganzen und für das Ganze verantwortlich? Wie sehr fühlt sich jeder Einzelne verpflichtet und verbunden? Wie sehr unterstützen sich alle gegenseitig? Haben alle Zugang zu Information? Im ursprünglichen Medizinrad steht der Süden für den Heiler.

Im Westen ⇒ Die befreienden Strukturen / Professionelles Management: Welche Strukturen, Systeme, Prozesse und Praktiken gibt es? Sind die Strukturen weise statt einengend? Im ursprünglichen Medizinrad steht der Westen für Weisheit.

Die Diagonalen ⇒ Beziehungen, Verbindungen und Informationsfluss: Sie vernetzen alle Bestandteile und Gruppen miteinander. Wie gut sind die Begegnungen und der Informationsaustausch untereinander?

Alle 6 Aspekte (Zentrum, Quadranten und Diagonalen) tragen dazu bei, eine veränderungsfreudige Organisation mit Spirit und Lebensfreude zu schaffen. Die Nord-Süd-Achse betont den menschlichen Faktor, die West-Ost-Achse den sachlichen Faktor. Die historischen Wurzeln des Organisationskompasses liegen im indianischen Medizinrad. Ihm liegt die ganzheitliche Sicht auf Mensch und Umwelt zugrunde, dass Wandel das einzig Beständige ist und dass gegenseitige Verbundenheit und Abhängigkeit ein überlebenswichtiges Prinzip ist. Der Open-Space-Vordenker Harrison Owen hat das Medizinrad als erster in abgewandelter Version auf Organisationen übertragen.

Quellen: „Der Organisationskompass in der Praxis“ (Buhl-Böhnert, Schönberg, 2015), Artikel
Matthias zur Bonsen, „Der Organisationskompass – Ein neuer Denkrahmen für lebendige Unternehmen“ in: Joachim Galuska (Hrsg.), Die Kunst des Wirtschaftens, Bielefeld 2010 S. 183–199

Download_Der_Organisationskompass (PDF)