Führen in der Krise

Mitarbeiter im Lebensmittelhandel sind durch die Coronakrise einer außerordentlichen Belastung ausgesetzt. Sie stellen die Lebensmittelversorgung sicher, zu Mehrarbeit kommt die mentale Belastung, sich mit dem Coronavirsus zu infizieren. Wie schaffen es die Marktleiter vor Ort, Ihre Teams motiviert zu halten?

Jens Gräber, Redakteur im Handelsjournal hat eine erste Analyse von Professor Florian Becker, Spezialist für Wirtschaftspsychologie und Coach Christian Thiele in acht Punkten zusammengefasst:

  • Fokussieren auf die wirklich wichtigen Dinge und Setzen von Prioritäten:  Was ist in der kommenden Zeit, in dieser Woche, am heutigen Tag erste Priorität? Führungskräfte müssen etablierte Prozesse besonders jetzt in Frage stellen. Effizienz hat nicht immer den Vorrang, es geht auch darum, die Mitarbeiter vor Überlastung und Dauerstress zu schützen.
  • Information und Kommunikation: Führungskräfte müssen vor allem jetzt ehrlich sein und Information teilen. Es geht weder darum, Schreckensszenarien auszumalen noch darum, alle in Sicherheit zu wiegen.
  • Möglichkeiten zur Kontrolle schaffen: Das Coronavirus ist ein unsichtbarer Gegner, eine kaum zu greifende Gefahr, die schnell zu Panik und damit Kontrollverlust verleitet. Führungskräfte versuchen deshalb ihren Mitarbeitern durch Sofortmaßnahmen wie Handschuhe, reduzierte Kundenzahl mit Abständen etc. das Gefühl zu vermitteln, als Mannschaft selbst Einfluss zu nehmen.
  • Lernen und Improvisation: Es gilt, neu erlerntes Vorgehen und Verhalten sofort zu etablieren. Improvisationstalent, Ausprobieren und Reflexion sind dazu wichtig – Führungskräfte können keine Wochen- oder Monatspläne machen, es geht darum auf Sicht zu fahren.
  • Selbst fit bleiben und auf sich achten: Es nutzt nichts in schwierigen Zeiten als Chef gleich am Anfang auszufallen. Geregelte Mahlzeiten, Pausen und Bewegung sind dafür genauso wichtig wie die Fähigkeit nach dem Job abschalten zu können.
  • Als Vorbild auftreten – Walk your Talk: Was Führungskräfte von ihren Mitarbeitern verlangen, sollten Sie selbst vorleben, z.B. auch mal selbst mit dem Kunden in Kontakt gehen und die dafür vereinbarten Regeln beherzigen.
    Dieses militärische Führungsprinzip gilt vor allem in Krisen- und Drucksituationen.
  • Optimismus und Ruhe ausstrahlen: Emotionen übertragen sich von Mensch zu Mensch – für Führungskräfte gilt es deshalb diejenigen Teammitglieder, die Ruhe ausstrahlen und positive Gedanken haben zu fördern. „Das Gefühl, einer Situation gewachsen zu sein, wirkt ansteckend“ so Professor Florian Becker. Gute Führungskräfte schaffen es, ihren Mitarbeitern die Bedeutung und den Sinn ihrer Arbeit zu vermitteln. Jeder kann sich somit als Held in der Krise wahrnehmen.
  • Anständig bleiben: Coach Christian Thiele prognostiziert: „Wie sie in der Krise mit Mitarbeitern umgehen, hat einen großen Einfluss darauf, wie diese sie und ihr Unternehmen danach sehen werden.“ Die Mitarbeiter haben viele eigene Bedürfnisse in der Krise, Führungskräfte müssen dafür Augen und Ohren haben und ihre Mannschaft dabei unterstützen.

Quelle: “Wie Führung in der Corona-Krise gelingt“ von Jens Gräber am 18.03.2020 unter www.handelsjournal.de/artikel/unternehmen/wie-fuehrung-in-der-coronakrise-gelingt.html